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17. Juni 2016Von Download-Hamstern und Flüchtermeisen
30. Mai 2016
Warum verschenken Unternehmen teuren Content? Nicht nur, um die Markenwahrnehmung mit relevanten Informationen zu stärken. Sondern auch, um mehr über Interessenten und Kunden zu erfahren – also zur Leadgewinnung und zum Lead-Nurturing. Leider fristen aufwändig produzierte oder teuer eingekaufte Inhalte oft ein einsames Dasein hinter komplizierten Formularen. Und die User eilen – verschreckt von plumpen Fragen und komplizierten Opt-in-Verfahren – zur Konkurrenz.
Die Absprünge lassen sich in zwei Gruppen aufteilen: Flüchtermeisen und Download-Hamster.
Meisen sind Flüchter. Im Schnitt dient jede zweite Meisenbewegung dem Absichern vor mutmaßlichen Gefahren. Besteht auch nur ein geringer Zweifel an der Daten-Sicherheit, so ist die Flüchtermeise weg.
Der Download-Hamster ist ebenfalls sicherheitsorientiert. Doch sein Sammeldrang ist stärker. Er sammelt alles, was sich downloaden lässt – ohne Spuren zu hinterlassen. Dabei ist der Downlod-Hamster nicht nur als Parasit zu betrachten. Bisweilen verbirgt sich hinter dem heimlichen Sammler ein passabler Lead, der nur mehr Nutzerführung und Überzeugungsarbeit braucht.
Publicare hat die wichtigsten Tipps für Vertrauensbildung bei der Leadgewinnung und im Lead-Nurturing zusammengefasst.
1. BANT-Questions sind tot
Viele Marketeers träumen von einem Formular, das jedem Seitenbesucher alle zur Lead-Qualifizierung notwendigen Daten entlockt. So wächst das kleine Formular auf der Landingpage um die BANT-Questions an.
Die von IBM entwickelte BANT-Formula empfiehlt, folgende Fragen zu beantworten, um einen hochwertigen Lead zu identifizieren:
- B: Budget
- A: Authority, bzw. Entscheidungsspielraum
- N: Need – besteht Bedarf?
- T: Time – in welchem Zeitraum ist die Anschaffung geplant?
Doch leider möchten die wenigsten Interessenten ihr Budget direkt offenlegen oder Angaben über den geplanten Zeitrahmen machen. Schon 2013 haben wir im Publicare-Blog das Ende der BANT-Questions ausgerufen, im Blogbeitrag: „Lead-Qualifizierung ohne Hürden“
Die wichtigsten Argumente gegen BANT-Questions sind:
- Die Informationsphase beginnt heute schon weit vor dem Festlegen des Budgets. Zudem steht das Budget immer seltener von Beginn an fest.
- Aufdringliche Fragen verführen zum Lügen
- Der Entscheidungsspielraum des Recherchierenden ist wenig aussagekräftig, denn es recherchiert selten der Entscheider, sondern ein Teammitglied.
Moderne E-Mail-Marketing-Systeme ermöglichen implizites und belästigungsfreies Tracking, das ebenfalls Rückschlüsse auf die Maturity des Leads zulässt.
2. Vertrauensbildung: Andere Fragen stellen
Egal, ob Flüchtermeise oder Download-Hamster: Je offener und umplumper die Fragen sind, umso höher ist die Response-Rate.
Anstatt nach dem Budget und den geplanten Zeitrahmen zu fragen, hilft die Frage nach dem Grund des Besuchs, um beide Parameter einzuschätzen.
Auch die Angabe falscher Unternehmensnamen lässt sich minimieren, wenn man die Angabe dynamisch in den Asset integriert.
Die Interessenten beantworten diese Fragen ehrlich, das können wir aus langjähriger Erfahrung bestätigen.
3. Vertrauensbildung: Wertvolle Informationen gegen wertvollen Content
Wer wertvolle Daten will, muss auch wertvolle Inhalte anbieten. Informationen über eigene Produkte, die womöglich in identischer Form auf Vergleichsportalen und in Pressetexten zu haben sind, lösen keine Begierde aus.
Doch was ist wertvoller Content? Die Informationswissenschaft weiß die Antwort schon seit Jahrzehnten: Daten und Faktenwissen sind dann wertvolle Informationen, wenn sie den aktuellen Informationsbedarf befriedigen.
Die Bewertung angebotener Inhalte und somit auch die Bereitwilligkeit mit der wir geschäftliche und persönliche Daten preisgeben, variiert mit der Kaufentscheidungsphase. In der Informationsphase steht das ungestörte Verschaffen eines Überblicks im Vordergrund, das Hamstern also. Ein Content-Angebot muss umfassend sein und die Suchphase verkürzen, um den Interessenten aus der Anonymität zu locken.
Am Ende der Bewertungsphase ist der Kreis potentieller Lieferanten kleiner. Nun, da der potentielle Kunde seinen Bedarf konkretisiert hat, ist er in vermehrtem Maße bereit, den verbliebenen Anbietern konkretere Informationen zu offenbaren.
Ein nicht zu unterschätzender Motivator ist der ursprüngliche Preis der zum Download bereitgestellten Inhalte.
4. Usability: Alle Schritte kommunizieren
Wie kommt der Report oder das Whitepaper zum potentiellen Kunden? Zwei Alternativen sind möglich – jede hat Vor- und Nachteile.
- Download von der Landingpage
- Vorteil: Direkt und unkompliziert für den Interessenten. Keine umständlichen E-Mails und kein Drop-off.
- Nachteil: Download mit einer falschen E-Mail-Adresse möglich. Ein ideales Terrain für den Download-Hamster.
- Mail mit Anhang oder Download-Link an die Kunden-Mailadresse
- Vorteil: Nur wer eine echte Mail-Adresse angibt, erhält den Asset.
- Nachteil: Die Flüchtermeise kommt ins Zweifeln und verzichtet. Die Absprungrate ist höher. Viele der E-Mails landen im Spamfilter.
Egal, welche Technik letztendlich zum Einsatz kommt – eine Investition in eindeutige Beschreibungstexte und Buttons mit eindeutigem Call-to-Action wird sich auszahlen.
Ein Button mit der Aufschrift „Report downloaden“ suggeriert nicht nur direkten Zugriff, sondern auch, dass es auf eine korrekte Mailadresse nicht ankommt. Versteckt man dahinter eine Versende-Funktion, so fühlen sich zum Lügen verführte Interessenten genauso ertappt wie notorische Download-Hamster.
Bei allem Gerechtigkeitssinn: E-Mail-Marketing lebt von Service und Vertrauensbildung, nicht von nicht von schwarzer Pädagogik. Wertschätzende und logisch schlüssige Kommunikation ist nachhaltiger. Ein rechtzeitiger Hinweis auf den Mailversand macht klar, dass Lügen zwecklos ist.
5. Usability: Confirmed Opt-In an Stelle von Double-Opt-In
Wählt man den Weg, der bessere Datenqualität verspricht, und versendet den Content via E-Mail, so stellt sich die Frage der Einverständniserklärung. War es tatsächlich der Besitzer der E-Mail-Adresse, der den Report haben möchte? Oder wird er über seinen Anwalt drohen und abmahnen?
Wer die Gefahr einer Abmahnung zu minimieren sucht, wird versucht sein, für einen einzelnen Download zum Double-Opt-In zu greifen. Beim Double-Opt-in erhält der Adressat zunächst eine Nachricht, in der er aufgerufen wird, erneut dem Erhalt werblicher E-Mails zuzustimmen. Erst dann erhält er eine E-Mail mit dem begehrten Asset – und hat womöglich das Gefühl, an Stelle der Kosten mit erhöhtem Aufwand bezahlt zu haben.
Obwohl die Pflicht zum Double-Opt-In nicht rechtlich verankert ist, wird Double-Opt-In landläufig als alternativlos angesehen. Tatsächlich ergingen bisher nur Einzelurteile, die sich mitunter widersprechen. Wie im Blogpost „Angst essen Liste auf“ erläutert, gehen 15 bis 50% des Abonnentenpotentials zwischen dem eigentlichen Abonnement und dem Klick auf die Bestätigungsmail verloren.
Publicare favorisiert in den meisten Fällen das Confirmed-Opt-In. Auch hier hat der Abonnent die Möglichkeit, weitere Mails abzulehnen – indem er in der ersten Mail auf den Link zum Abbestellen klickt. Den sollte die Mail in jedem Fall beinhalten.
Wie bereits in diesem Post erläutert, spricht bei genauer Betrachtung nur wenig für das Double-Opt-In-Verfahren. Weder minimiert es das E-Mail-Aufkommen – und ist damit nicht belästigungsfrei –, noch hält es einem Gerichtsverfahren sicher stand. Letztendlich kostet eine Abmahnung im Schnitt 1000 Euro. Weniger Kunden zu haben, ist meistens teurer.
Mindestens zwei Verfahren helfen, Fluchtreflex und Missbrauchsrisiko zu verringern:
- Captchas grenzen das Missbrauchsrisiko ein, denn sie schützen vor Formularrobotern, die Mailadressen automatisch eintragen.
- Detailliertere Fragen machen das Ausfüllen des Formulars aufwändiger und so für einzelne Falscheintragungen unattraktiver
Wer den ersten Tipp beachtet, sichert sich zusätzlich ab. Denn je werthaltiger der kostenlos versendete Content ist, umso unrealistischer ist es, dass man ihn als Mittel zum Stören und Belästigen missbraucht.
6. Vertrauensbildung: Getrennte Optionen für getrennte Laufzeiten
Hat der potentielle Kunde zugestimmt, einen Report oder eine Whitepaper zu erhalten, so dehnen viele Marketeers diese Werbeerlaubnis stillschweigend auf ihren Newsletter aus. So steigen die Chancen für müheloses Lead-Nurturing – und das anfängliche Vertrauen des Kunden sinkt.
Dabei ist die vertrauensbildende Maßnahme so einfach: Getrennte Optionen für sachlich unabhängige Einverständniserklärungen an Stelle einer einzelnen Checkbox für alles.
7. Usability: Geltungsbereich der Werbeerlaubnis klar machen
Das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) gibt in Sachen Werbeerlaubnis den Rahmen vor.
- Es darf nur für eigene Waren und Dienstleistungen geworben werden. Der Werbung durch Dritte muss der Kunde explizit zustimmen.
- Ein Kunde darf nur in Mailings für Produkte einbezogen werden, die mit dem Produkt vergleichbar sind, für das er ursprünglich sein Einverständnis erklärt hat.
- Der Kunde muss beim Eintragen der Adresse und bei jeder Verwendung deutlich auf sein Widerspruchsrecht hingewiesen werden.
Nicht gesetzlich vorgeschrieben sind hingegen Angaben über die Laufzeit eines Abonnements und die Mail-Frequenz. Den Abonnenten auf die zu erwartende Email-Häufigkeit vorzubereiten, stärkt das Vertrauen und zeugt von gutem Stil. Natürlich ist dies nur möglich, wenn die Frequenz des Newsletters oder der Webinar-Angebote feststeht und sich nicht signifikant ändert.
8. Usability: In Businesslogik investieren
Wer bereits einen Newsletter abonniert hat und nun einen darin angekündigten Asset downloaden will, wird sich über ein an den Download gekoppeltes Abonnement-Formular wundern. Wirklich ärgern wird sich der Abonnent, wenn er den Newsletter von da an zweimal erhält.
Über Linktracking lässt sich jede Newsletter-Mail eindeutig identifizieren. Erneutes Anmelden ist nicht notwendig. Auch für das Lead-Nurturing von Bestandskontakten gibt es barrierefreie Alternativen. Beispielsweise:
- Telemarketing-Aktionen
- Dynamische Anreicherung mit Hilfe des Wirtschaftsinformationsdienstes Bisnode, zu dem Dun & Bradstreet und Hoppenstedt gehören
- Intelligente Lösungen zur User-Response-Erfassung und -Analyse, z.B. implizites Tracking von Klicks
Mehr dazu im Blogbeitrag „Leadqualifizierung ohne Hürden“
Die Investition in eine E-Mail-Marketing-Lösung mit durchdachtem Listenmanagement hilft nicht nur bei der Leadgenerierung, sondern auch beim Bewahren von Leads.
Gibt das perfekte Content-Marketing-Formular?
Bei der Recherche nach Content-Marketing-Aktionen, die alle unsere Tipps bereits praktisch umsetzen, sind wir auf großes Optimierungspotential gestoßen:
- in einigen untersuchten Formularen fehlten gesetzlich vorgeschriebene Informationen
- einige Formulare waren gut aufgebaut, wiesen jedoch technische Probleme auf, die das Absenden verhindern
- und bei manchen Formularen waren die Fehler in der Leadgewinnungs-Strategie offensichtlich
Der klassische Gartner-Download war einer der minder schweren Fälle. Das zweite Beispiel, ein rechtlich perfektes Formular, wirkt steif und unpraktisch.
Beispiel: Der klassische Gartner-Download
Der „Magic Quadrant“, ein Branchenreport des Marktforschungsinstituts Gartner ist ein klassischer Asset, der von Unternehmen verschiedenster Branchen zur Leadgewinnung und zum Lead-Nurturing eingesetzt werden. Direkt bei Gartner gekauft, kostet der Magic Quadrant „Enterprise File Synchronization and Sharing 2015 “ 1,995.00 $. Bei einem der Anbieter, den Gartner 2015 im Leader-Segment sah, erhalten Informationssuchende die objektive Anbietereinschätzung kostenlos.
Die Pflichtfelder sind als solche nicht markiert. Stattdessen läuft die Formularprüfung bereits beim ersten Klick in das Feld los. Das verunsichert. Angaben zu Budget und Zeitrahmen sind nicht notwendig.
Wer das Kontrollkästchen im Formular aktiviert, erhält E-Mails in unbestimmter Menge aus verschiedensten Kategorien. Die Aktivierung ist dem Nutzer freigestellt. Die Beschriftung „Bericht für 2015 abrufen“ ist eindeutig und beschreibt den Vorgang korrekt – nach dem Absenden des Formulars erhält der Interessent direkt Zugriff auf den Report, ohne überprüfte Mailadresse und ohne erteilte Werbeerlaubnis. Hier ist der heimliche Download-Hamster in seinem Element.
Beispiel: Das perfekte Formular?!
Das rechts abgebildete Formular erfüllt alle rechtlichen Vorschriften und verführt mit Sicherheit nicht zum Lügen. Doch auch juristisch anmutende Texte können den Fluchtreflex auslösen. Führt jemand, der sich so absichert, gar etwas im Schilde? Wie hoch mag seine Response-Rate sein? Und was kann das Unternehmen mit den erhobenen Daten anfangen?
Kennen auch Sie Beispiele für misslungene Leadgewinnung oder nerviges Lead-Nurturing? Oder haben Sie ein solches Problem behoben und dabei einen unserer Tipps eingesetzt? Wir freuen uns über Ihr Feedback!