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Warum der 10 Jahre alte Pardot Classic Editor besser ist als sein Lightning-Nachfolger
B2B-Marketing-Automationslösungen können viel und werden immer besser – die mitgelieferten E-Mail-Editoren und Templatesysteme bleiben derweil oft erstaunlich limitiert. Salesforce Pardot (oder neuerdings „Marketing Cloud Account Engagement“ – im folgenden MCAE) liefert hier ein Paradebeispiel. In diesem Beitrag zeigen wir, was das Problem des alten Editors ist, warum der neue Editor das Problem nicht löst (auch nicht in der neuesten dritten Version) und was Marketingverantwortliche tun können, bis Salesforce echte Abhilfe schafft.
Und um es gleich vorweg zu nehmen: Publicare ist und bleibt engagierter Salesforce-Partner sowohl für Pardot/Marketing Cloud Account Engagement als auch für die B2C-Schwesterplattform Marketing Cloud (letztere bietet übrigens mit dem Content Builder einen vorbildlich starken Drag-and-Drop-Editor). Gerade wegen unseres Engagements bei Salesforce möchten wir diese Schwachstelle bei Pardot/MCAE ansprechen und hoffen auf eine Änderung, mehr dazu am Ende mit einem Link zur Salesforce Idea Community.
Classic Editor – zu alt für diese Welt
„Classic“ wird gerne als Euphemismus für „alt“ verwendet. Und genau das ist der Classic Editor: Wie ein gut gepflegter Oldtimer tut er, was er soll, ist aber in Sachen Komfort und Funktionalität nicht mehr auf dem neuesten Stand. Mit mehr als zehn Jahren auf dem Buckel ist die Usability stark eingeschränkt: So gibt es keine Bibliothek mit vorgefertigten Elementen (z.B. für „Bannerbild“, „Einspalter“, „Zweispalter“) – stattdessen muss man sich als Workaround eine HTML-basierte E-Mail-Vorlage bauen, die alle potenziell benötigten Elemente enthält.
Diese „Tapeten-Templates“ funktionieren zwar, sind aber umständlich zu handhaben. Vor allem wenn man viele Abschnitte hat, dauert die Bearbeitung bis zur gewünschten Anordnung recht lange und am Ende müssen alle nicht benötigten Elemente gelöscht werden. Das wird aber zum Problem, wenn man eines dieser Elemente doch wieder verwenden will, denn eine brauchbare „Undo“-Funktion gibt es nicht. Das heißt: Man fängt wieder von vorne an. Um keine zeitraubenden Fehler zu machen, müssen Anwender:innen also extrem aufpassen.
Der Classic Editor ist in MCAE/Pardot weiterhin verfügbar. Salesforce hat sich entschieden, den neuen Lightning Editor parallel zum alten bestehen zu lassen. Die beiden sind jedoch nicht kompatibel, so dass E-Mails nur mit einer Version erstellt und bearbeitet werden können.
Lightning Editor – Ride the Lightning?
Das Metallica-Album „Ride the Lightning“ von 1984 heißt nicht etwa so, weil man blitzschnell ist, wenn man auf einem Blitz reitet. Der Titel bezieht sich auf den elektrischen Stuhl. Ganz so dramatisch geht es beim „Lightning“-Editor nicht zu, aber auch hier denkt man eher an einen Blitzeinschlag als an phänomenale Geschwindigkeiten: Der neue Editor ist angetreten, um die oben beschriebenen und seit Jahren von Anwender:innen kritisierten Schwierigkeiten des „Oldtimers“ zu beheben. Das Ergebnis ist leider ernüchternd. Zwar gibt es (endlich) echtes Drag and Drop mit vorgefertigten Elementen, aber nur mit quasi „nackten“, ungestylten Standardkomponenten.
Natürlich kann man diese Komponenten bearbeiten und Abstände, Schriften, Farben etc. definieren – aber erst nachdem man sie in ein leeres Editor-Fenster gezogen und damit zum Baustein einer konkreten E-Mail-Kampagne gemacht hat. Ein Speichern als Element in der Komponentenbibliothek ist nicht möglich. Damit landet man vom Workflow her wieder beim Classic Editor und den „Tapeten-Templates“, die der Lightning Editor eigentlich ablösen sollte. Und trotz verbesserter Undo-Funktion ist auch hier das Zurückgehen mit dem Löschen aller neu erstellten Inhalte verbunden.
Aber was ist mit den neuen „Custom Components“, die mit dem Lightning Editor eingeführt wurden – bieten sie nicht genau das, was wir zuvor schmerzlich vermissten? Leider nein, denn sie bieten zwar die Möglichkeit, vorgestylte Elemente zu verwenden, sind aber bei der Bearbeitung der Inhalte extrem eingeschränkt: Statt eines Rich-Text-Editors wie bei den von Salesforce mitgelieferten, ungestylten Standardelementen, gibt es hier nur einzeilige Bearbeitungsmasken. Das frustriert selbst versierte Nutzer:innen schon nach kurzer Zeit. So sind beispielsweise Textformatierungen oder Inline-Links nicht vorgesehen und nur über den Coding-Umweg möglich.
Screenshot der Bearbeitungsmaske des Lightning Editor
Workflow bei der Erstellung von Custom Components im Lightning Editor
Darüber hinaus ist der Test- und Deployment-Prozess für Custom Components sehr aufwendig. So muss im ersten Schritt das HTML für die Components von einer Person mit E-Mail-HTML-Kenntnissen geschrieben werden. Im nächsten Schritt muss ein Salesforce-Developer auf dieser Basis die Custom Components entwickeln, bevor schließlich die IT – stellvertretend für die jeweiligen Salesforce-Admins – die Components in der Salesforce-Org deployt. Und dieser Prozess muss für jede Änderung, die später an bestehenden Components vorgenommen wird, wiederholt werden.
Wir stellen fest: Der neue Editor löst nicht die Probleme des alten. Und leider bringt der Neue Editor noch ein paar neue Einschränkungen mit:
- Kein voller HTML-Zugriff: Im Classic Editor kann der HTML-Code einer E-Mail vollständig angepasst werden. Komplette Freestyle-E-Mails sind dort also technisch möglich. In der Lightning-Welt ist dies nur noch auf der Ebene einzelner Elemente möglich, so dass z.B. Darstellungsprobleme in E-Mail-Clients nicht mehr selbst behoben werden können (was wir unseren Kunden garantieren wollen).
- Keine flexible Breite: Lightning legt die Breite einer E-Mail auf 600 Pixel fest. Dies ist zwar der am weitesten verbreitete Standard, aber der Trend geht zu flexibleren Breiten und Breakpoints für responsive Darstellung, je nach Empfängergruppe.
- Kein Styling-Schutz: Vorgefertigte Elemente können in Classic gut geschützt werden, damit Benutzer nicht versehentlich Schriftgröße, Farbe etc. ändern. In Lightning geht das zwar auch, aber der Schutz kann viel leichter (auch versehentlich) umgangen werden.
- Kein integriertes Inbox-Preview-Testing via Litmus: Auch diese Funktion ist im Gegensatz zu „Classic“ nicht mehr vorhanden.
- Kein Dynamic Content: Empfängerindividuelle, merkmalsbasierte Elemente (wie Region, User Data etc.) sind nicht in die Oberfläche integriert und können nur über Umwege eingebunden werden.
Fazit: Der Pardot/MCAE Lightning-Editor bietet allenfalls etwas mehr Komfort beim Zusammenstellen sehr großer E-Mails durch die Drag-and-Drop-Funktionalität. Ansonsten stellt er keine Verbesserung gegenüber dem alten Editor dar und hat zusätzlich noch einige aus unserer Sicht völlig unnötige Einschränkungen. Um noch mal das Bild des Oldtimers zu bemühen: Bei der alten Karre kann man wenigstens noch alles selbst reparieren, beim neuen Modell kann man nicht einmal mehr eine Glühbirne auswechseln.
Die Lightning „New Mail Experience“: Ist Neu immer besser?
Offenbar hat Salesforce selbst erkannt, dass der Lightning Editor noch Raum für Verbesserungen hat. Deshalb gibt es nun eine dritte Möglichkeit, die parallel angeboten wird: Statt „current“ kann neuerdings auch „new mail experience“ gewählt werden. Bietet diese Version die Möglichkeit, Inhaltselemente sauber zu definieren und zu speichern? Leider nicht!
New Mail Experience bringt lediglich Standard-Komponenten zum Einfügen und Bearbeiten mit. Usability und Oberfläche wurden leicht verbessert und optisch optimiert. An der Funktionalität des Editors hat sich nichts Wesentliches geändert. Leider stellen wir in der allerneuesten Version zudem massive Probleme bei der Darstellung der E-Mails fest (im Editor selbst, aber auch in der Inbox). Insgesamt weist der Editor noch zahlreiche Bugs auf, so dass die New Mail Experience nicht stabil benutzbar ist. Auch wenn einige davon inzwischen behoben sind, meinen unsere E-Mail-Developer: „Es ist uns ein Rätsel, was diese Version besser machen soll“.
Eins, zwei oder drei: Was sollen Marketers jetzt tun?
Wer Marketing Cloud Account Engagement (Pardot) nutzt, muss einen der Editoren verwenden – oder einen externen Editor hinzuziehen. Unser Rat an dieser Stelle: Finger weg vom Lightning-Editor. Nur wer sehr große Mails mit sehr vielen Verschiebe-Schritten erstellen muss, spart damit etwas Zeit. Denn im Classic-Editor muss man jedes einzelne Element Schritt für Schritt und Klick für Klick nach oben oder unten verschieben; hier ist die Drag-and-Drop-Funktionalität von Lightning von Vorteil. Ansonsten sollte hinreichend klar geworden sein, warum wir keine Fans des Lightning-Editors (egal ob „current“ oder „new“ experience) geworden sind – zumal ein Wechsel einen hohen initialen Aufwand mit sich bringt, da alle Templates komplett neu erstellt und Workflows neu definiert werden müssen.
Für den Classic Editor gibt es noch eine weitere Alternative: Da komplette HTML-E-Mails verwendet werden können, ist es möglich, diese mit einem externen Editor zu erstellen und anschließend zu importieren. Welche Editoren sich dafür wie gut eignen, haben wir hier getestet. Wenn Sie wissen möchten, welche Vor – und Nachteile die getesteten Editoren speziell im Zusammenspiel mit Pardot haben, stehen wir Ihnen gerne beratend zur Seite!
Die gute Nachricht: Salesforce kann es besser – helfen Sie mit!
Während Salesforce Pardot seit Jahren mit seinem E-Mail-Editor kämpft, haben die hausinternen Kolleg:innen der Salesforce Marketing Cloud einen hervorragenden und hochflexiblen E-Mail-Editor integriert.
Was wir von einem zeitgemäßen Editor erwarten und welche Unzulänglichkeiten es zu beseitigen gilt, haben wir als „Idea Post“ in der Salesforce Community veröffentlicht – und hoffen auf viel Unterstützung seitens der Community! Also: Stimmen Sie für unseren Vorschlag, damit unsere Freude an Salesforce MCAE/Pardot nicht länger durch den Editor getrübt wird!
Marketing Cloud Account Engagement Professional Services
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